Je Suis Charlie

Ich bin ja alles andere als ein politischer Cartoonist, von gelegentlichen „Rants“ mal abgesehen, aber dies ist so einer der Momente, wo wir irgendwie alle betroffen sind, ob wir gerade Zielscheibe irgendwelcher fehlgeleiteter Irrer sind oder nicht. Und wer weiß, was den Hass der nächsten Gruppe von Spinnern auf sich zieht. Vielleicht was mit Monstern? Vielleicht irgendwas, über das Du einen Comic machst? In diesem Sinne sind wir alle irgendwie Charlie, weshal der tag #NousSommesCharlie so wahr ist, auch wenn’s auf den ersten Blick etwas anmaßend klingt. (Immerhin hat zumindest mich noch niemand erschossen.)

Noch ist ja nicht alles bekannt über das heutige Attentat auf die Redaktionsräume des Satiremagazins Charlie Hebdo. Auch die Islamistensprüche, die die Täter abgelassen haben sollen, sind zu dem Zeitpunkt, wo ich dies schreibe, eher Hörensagen. Fest steht, dass nach aktuellem Stand heute 12 Menschen gestorben sind, darunter die fünf Cartoonisten Charb, Cabu, Tignous, Honoré und Wolinski.

Beruhigend finde ich, dass in allen öffentlichen Stellungnahmen – zumindest denen, die ich gesehen habe -, das Attentat auch als Anschlag auf die Meinungs- und Pressefreiheit verurteilt wird. Vor acht Jahren, zum Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen, bekam man da beizeiten ganz andere Töne zu hören: dass man vielleicht auch einfach gewisse Dinge nicht zeigen sollte und so, wenn sich da Leute doch so drüber aufregen. Dass Religionen vielleicht einfach nicht beleidigt gehören. Dazu hatte Salman Rushdie heute im Auftrag von PEN die richtigen Worte:

„Respekt vor Religionen“ ist heute eine Chiffre geworden für „Angst vor Religionen“. Religionen, wie alle anderen Ideen, verdienen Kritik, Satire und, ja, unsere angstfreie Respektlosigkeit.

Quer durch die Comnic-, Cartoon- und Webcomicszene gibt es heute Beiträge unter den Hashtags #JeSuisCharlie und #NousSommesCharlie, teils gezeichnet, teils einfach als wort- und bildlose Trauerbekundung. Ich habe einen Weg dazwischen gewählt, denn für das eine bin ich zu wütend, für das andere noch nicht wieder ruhig genug.

In meinem Blog findet Ihr einen ausführlichen Artikel über meine Herangehensweise in diesem Fall, die Möglichkeiten, die man mit einem Cartoon angesichts der Situation überhaupt habt und ein paar weiterführende Gedanken zur Situation selber (mit dem Ziel, eine Perspektive zum Darüber Zeichnen zu finden).

Bonus-Cartoon

Das muss man ja auch mal sagen dürfen...

Das war meine erste Idee zu dem Thema. Aber ich wollte erstmal die allgemeine Fassungslosigkeit ausdrücken. Und abwarten, ob sich die Islamfeinde nicht vielleicht doch ausnahmsweise zurückhalten. Aber zwischen vereinzelten Pegida- und AfD- Mitgliedern und Marine Le Pens Forderung nach der Todesstrafe (weil, die rote Laterne für rückständiges Benehmen lassen sich so aufrechte Franzosen nicht nehmen) ist es mir inzwischen herzlich schnuppe, ob sich da jemand missverstanden fühlt.


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